Mittwoch, April 08, 2009

Eine andere Welt - Boliso 2

Als wir heute Abend bei Stevensons ankamen, fielen viele gleich aufs Sofa. Ein geräumiger Gemeinschaftsbereich – kein Zelt. Frisch geputzt und sauber – nicht staubig. Gespräche hallen durchs Haus – sie verschwinden nicht einfach in der Nacht. Unseren Härtetest zu Beginn dieses Workcamps haben wir zusammen erfolgreich bewältigt und dabei eine geradezu überwältigende Menge an Eindrücken gewonnen, die es nun in der kommenden Zeit zu verarbeiten gilt.
Für mich persönlich prägten die Begegnun- gen mit den Kindern des Dorfes Boliso 2 & Umgebung diese Tage. Die wenig- sten Ein- wohner hat- ten jemals vor unserem Aufenthalt ein Wort mit Weißen gewechselt. Zu Anfang deshalb noch schüchtern und sichtlich unsicher, gewöhnten die Kinder sich aber bald an uns. Gestern, Dienstag, wurde zu meinem bisherigen Höhepunkt, denn das Eis war jetzt endgültig gebrochen.
Während die Bauarbeiter an einem zusätzlichen Schulge- bäude und der Erneuerung/ Erweiterung der Kirche mauer- ten, lieferten die Schüler die nötigen Steine. Mal mit Hilfe einer Kette, mal durch Schlep- pen von einzelnen Steinen leisteten sie ihren Beitrag und so unterstützen auch wir dabei. Die zuschauenden Erwachsenen waren merklich angetan, dass auch ich die vom Lehrer geforderte Anzahl Steine durch die Hitze trug. Schnell wurde mir klar, dass ich lieber einen nach dem anderen als wie eine Zehnjährige vier Steine gleichzeitig auf dem Kopf beförderte. Auf dem Rückweg zu dem Berg an Lehmsteinen fanden sich immer neue Mädchen, die meine Hände griffen oder denen ich sie entgegenstreckte, wenn sie zunächst zurückhaltend Abstand hielten und schüchtern lächelten. Sobald die beaufsichtigen Lehrer eine Pause erklärten, stand ein Schwarm Kinder um mich herum und Dienstag Vormittag zerrten sie mich zu einem anderen Pulk: Eine Gruppe umringte zwei Mädchen, die eine lange Lianen-ähnlichen Pflanze zu einem Springseil umfunktioniert hatten und schon sprangen einige hinein; wer das Springen unterbrach, musste als nächstes schwingen. „You go!“ rief mir ein Mädchen entgegen und alle Augen richteten sich auf mich. Ich kann nicht sagen, wann ich das letzte Mal nicht alleine, sondern mit vielen auf einmal Seil gesprungen bin – es ist lange her. Doch wer kann bei der Aufforderung nein sagen ;) Kurz: Es war unglaublich toll, mit ihnen zusammen zu springen (mal ziemlich gut, mal weniger) und wir hatten viel Spaß zu zählen, wie lange man durchhielt. In der Sonne war es gar nicht so einfach, wie ich schnell feststellte und mit FlipFlops erst recht nicht – anschließend war mein weißer Rock nicht mehr ganz so weiß und meine Füße beinahe so dunkel wie ihre :) (Wert war es den Schmutz in jedem Fall und die erste richtige Dusche seit knapp einer Woche wird somit nur noch an- genehmer).
Immer wieder legten wir solche Spielpausen ein. Ein anderes Mal machten wir Klatschspiele, dann brachten wir ihnen Mitmachlieder bei und lernten im Austausch die Lieder, die sie zu unserer Begrüßung vorgetragen hatten. Abends saß ich erschöpft, ganz schön dreckig, aber glücklich auf einer Bank gegenüber von vier Grundschulmädchen. Sie waren mir zuvor noch nicht aufgefallen und schienen sehr schüchtern, kicherten in sich hinein und drehten sich weg, wenn wir mit Blicken spielten und so rückte ich vorerst nicht näher zu ihnen, da manche daraufhin die Flucht ergreifen. Eine Weile später fiel mir jedoch auf, dass sie begangen, zaghaft eins der Klatschspiele nachzumachen, die ich am Morgen in der Gruppe gespielt hatte. Lächelnd und auf Augenhöhe mit ihnen kam ich nun doch näher und stieg mit ein. Vorsichtig und die ganze Zeit kichernd, aber nicht (mehr?) ängstlich ließen sie sich auf immer kompli- ziertere Rhythmen ein. Sie waren einfach unglaublich liebenswert, wie sie sich amüsierten und ihren Spaß hatten. Ein bisschen später sprangen sie auf, rannten hinter eine Mauerecke und begangen sich rückwärts einander in die Arme zufallen, sich gegenseitig aufzufangen. Dabei kicherten sie weiterhin und ich genoss es schlicht, ihre Freude zu beobachten. So wertvoll – diese Erfahrungen und noch viel mehr: diese Kinder. Mehr morgen...!
Amy

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hey Schön von euch zu hören!!Sind gespannt auf die Fotos ;)

Gaaaaanz dicken Drücker und ein impulsiv gesungenes HAPPY BIRTHDAY für ANKE!!!!!Hoffen du hast eine schöne Zeit!Dein Traum wird quasi gerade wahr ;)
Die Klein´s
Auch an Bördi nen dicken Drücker!!

Anonym hat gesagt…

Hallo an Alle,

ich bewundere euch immer wieder! Und auch die Kinder, die mit so wenig doch so glücklich sind.

Ich freu mich schon auf weitere Berichte von euch und natürlich dem ausführlichen Bericht und die Fotos von Audrey (kriegst auch ganz viel "Asyl" bei mir").

Liebe Grüße und weiterhin gutes Gelingen!

Mandy

Anonym hat gesagt…

Hallo, Amy und Siegfried - ich habe gerade Amys Bericht über Boliso gelesen - die anderen Berichte hatte ich bereits verschlungen. Es freut mich, dass es euch gut geht und ihr so viele gute Erlebnisse habt! Möge Gott weiterhin eure Areit segnen! Eure Ulla

Anonym hat gesagt…

Hallo Ihr da! Schaue jeden Tag rein, ob etwas neues da steht. Schön von Euch zu hören. Liebe Grüße an alle Segeberger und noch ein "Happy Birthday" an Anke. So einen Geburtstag wird man wohl nicht vergessen. Bin gespannt, ob wir am Sonntag etwas von Euch hören.
Liebe Grüße und Gutes Gelingen mit Gottes Segen.
GABI mit den Schafen

Anonym hat gesagt…

Hey das ist voll toll die Berichte zu lesen. Bin ja ein bisschen neidisch. Bin gespannt auf die naechsten Berichte. Ganz liebe Gruesse aus Australien ans Schwesterchen, Stefan, Birte und Anke ach und Frank und Lukas muessten ja auch bald ankommen (:
Lydi und Leo