Sonntag, März 16, 2008

Gottesdienst im Slum, Mittag im Nobelrestaurant … wie geht das?

Sonntag. Endlich ausschlafen. Frühstück fängt heute erst um 9:00 an. Wie jeden Sonntag teilen wir uns auf zwei Teams auf. Mein Team ist für den Gottesdienst in einer kleinen Kirche in Kisugu verantwortlich. Wieder laufen wir durch einen Slum, durch Hinterhöfe, vorbei an unzähligen Kindern. Angeblich sollen 85% der Menschen in Uganda einigermaßen regelmäßig in den Gottesdienst gehen. Es gibt in dieser 3 Millionenstadt ein Kino und heute sind die Gottesdienste die Attraktion. Wir werden also von knapp 20 schüchternen aber erwartungsvollen Erwachsenen und etlichen Kindern begrüßt. Wir haben uns gerade hingesetzt und schon hat fast jeder von uns Montungus (Weiße) ein Kind auf dem Schoß. Es macht den Kids unheimlich viel Spaß unsere weiße Haut und die Haare an unseren Armen anzufassen.
Die Gemeinde in Kisugu ist ganz neu und deswegen, so sagte man uns, ist unser Besuch hier so wichtig. Man erzählt mir, dass man Schwierigkeiten hatte hier für mich einen Übersetzer aufzutreiben, um mein Englisch einigermaßen Sinngetreu rüberzubringen. Na super!
Das Programm ist typisch Afrikanisch. Immer wieder Freudenschreie der Frauen (hört sich ein bisschen wie ein Wolfschrei an), Gebete, Zeugnisse über Wunder die Gott getan hat, jeder Besucher muss sich einzeln vorstellen und wird laut beklatscht und, wie immer, zwei Kollekten.
Als wir anfangen zu singen, ist von der angeblichen Sprachschwierigkeit und Schüchternheit nichts mehr zu spüren. Das Singen mit Afrikanern versaut mir echt das Worshipleiten im Westen. Nach ein paar Minuten springen und tanzen wir alle über die Bänke.
Ein Gottesdienstelement, dass ich noch nicht kannte, ist das „Marschieren für den Herrn“, wo wir wie Soldaten gemeinsam durch die Kirche stampfen. Von meinem Jesusverständnis eher grenzwertig, war aber lustig.
Ich habe in Deutschland und Kanada schon häufig über soziale Gerechtigkeit, über Jesus Leidenschaft für Gottes neue Welt gepredigt. Wenn du hier über eine Welt redest, wo Schwache nie wieder unterdrückt werden, wo Väter ihre Familien nie wieder verlassen, wo Frauen und Kinder geehrt werden, wo Schönheit kreiert wird. Hier haben diese Worte eine viel tiefere Bedeutung und man spürt die Hoffnung im Raum.
Der Gottesdienst endet mit Geschenken für die Kinder, vielen Umarmungen, allen möglichen Dankesworten und dann wieder ab in den Kleinbus.
Stilbruch!
Mittag ist heute in einer reichen Mall, wo fast nur reiche Inder und Weiße rumlaufen und von Schwarzen bedient werden. Wir essen richtig gut in einem Indischen Restaurant und das Gefühl innerhalb von 20 Minuten direkt aus den Slums hier gelandet zu sein, kann ich nicht richtig beschreiben. Gerade noch habe ich mich wie ein gütiger Sozialarbeiter gefühlt, weil wir ein paar Gummibärchen verteilt haben. ???
Frage des 9. Tages: Was würde ich anders machen, wenn ich für eine längere Zeit in den Slums leben müsste und nicht zurückkönnte in meine komfortable Welt? Wären mir Fragen wie Müllbeseitigung oder Persönliche Hygiene dann noch wichtig?
Frank Bonkowski (Frank schreibt als Pastor für Seine Gemeinde in Bad Segeberg regelmäßig Tagebuch auf ihrer Homepage. Wer weitere Einträge lesen mag, kann sie hier finden: http://www.gegose.de/?page_id=359

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo meine lieben (Anni, Niko, Walter, Siggi)
wollt euch nur sagen das ich mit meinen Gedanken bei euch bin und für euch bete. An meine Eltern -ich vermisse euch!

Wünsche euch, das die Hilfe die ihr durch streichen, bauen, reden, ... leistet, viel Frucht bringt und Gott euch dafür reich segnet.
Nun denn, habt eine gute Zeit!
Grüßle von Ingi