Mittwoch, Mai 10, 2023

Lichter an in der Nile High

 
Es ist Tag 6 des Workcamps und unser zweiter Tag im Flüchtlingslager Palorinya. Nach einer guten Nacht machten wir uns auf den Weg und kauften Lebensmittel für die geplanten Besuche besonders bedürftiger Familien. Wie gestern wurden wir auf dem Schulgelände herzlich mit Gesang begrüßt, der nahtlos in einen gemeinsamen Lobpreis überging. Nach einer Andacht durch Philipp ging die Arbeit dann auch schon los.

Ein Teil des Teams hat Schüler und Lehrer der Nile High School zu den neu gebauten Erweiterungen der Schule interviewt. Besonders begeistert sind Lehrer und Schüler von den neuen naturwissenschaftlichen Klassenräumen samt Ausstattung. Bisher mussten sie für ihre Praktika nämlich in eine benachbarte High School gehen und ihre Experimente dort in Form von Blockunterricht durchführen. Die Anmietung dieser Räume war ein besonders großer Kostenfaktor für die Schule, da diese ihre Schulgebühren bewusst klein hält um möglichst vielen jungen Menschen einen Schulbesuch zu ermöglichen.

Eine besondere Erfolgsgeschichte ist die von Sam. Er beendete die High School vergangenes Jahr so erfolgreich, dass er nun ein Vollstipendium zur Erreichung des Abiturs erhalten hat. Sein Plan ist es anschließend Maschinenbau am College zu studieren. Aus Dankbarkeit zur Nile High School bietet er den aktuellen Schülern in den Ferien kostenlosen Nachhilfeunterricht an, der zahlreich in Anspruch genommen wird. In den Gesprächen mit Sam und anderen Schülern klingt immer wieder ein Thema durch: Das große Engagement der Lehrer. Dies zeigt sich unter anderem im hochprofessionellen Umgang der Lehrerschaft mit ihren traumatisierten Schülerinnen und Schülern, wofür sie speziell geschult wurden. Das trägt Früchte: Im Gegensatz zu anderen High Schools aus der Umgebung, bei denen Vandalismus und Aggressivität immer wieder vorkommen, kann diesen in der Nile High School durch entsprechende Programme entgegengesteuert werden. Dabei beziehen sie auch die Familien ihrer Schüler und die Community ein.

Während der Interviews besuchte der andere Teil der Gruppe besonders bedürftige Familien im Flüchtlingslager. Darunter ein erblindeter, alleinerziehender Vater von drei Kindern, eine alleinerziehende Mutter von vier Kindern, deren Mann seit der Flucht vor vier Jahren vermisst wird und ein Ehepaar, das neben ihren eigenen Kindern noch drei Waisenkinder aufgenommen hat und versorgt. Die Armut und Not, die uns in diesem Lager begegnete, sind nicht in Worte zu fassen. Umso erstaunlicher sind die gegenseitige Fürsorge und Unterstützung der dort lebenden Menschen, die wir erlebt haben.

Parallel dazu wurde die von Workcamp-Geldern kurzfristig finanzierte Solaranlage geliefert und mit dem Einbau begonnen. Zu dieser Anlage gehören 12 Solarpanelen inklusive sechs 200aH Batterien, welche die Schule zukünftig mit Strom versorgen werden. Dies ist auch dringend notwendig, um die vorhandenen Computer für Studienrecherchen betreiben zu können und eine Innenbeleuchtung der Schul- und Schlafräume zu ermöglichen. 



 Nach einem super leckeren Mittagessen, haben wir mitgebrachte Sachspenden überreicht. Darunter waren neben verschiedenen Schulmaterialien vor allem Hygiene- und Zahnpflegeartikel von der dm-Filiale in Calw und der Jungendzahnpflege Pforzheim.





Besondere Begeisterung löste ein Fußball-Trikotsatz vom 1. FC Schwalmstadt aus, der die versammelten Kinder und Jugendlichen trotz aufziehender Regenwolken zu einem spontanen Fußballspiel auf dem neuen Fußballfeld der Schule bewegte. Die auf dem Spielfeld angepflockten Ziegen/Rasenmäher stellten für die Spielern dabei kein Hindernis dar.

Schließlich übergaben wir den drei Pastoren der umliegenden Gemeinden jeweils eine trächtige Ziege. Ziel dieses Geschenkes ist es, ein Sozialprojekt der Kirchen zu starten. Dabei sollen die neuen Jungziegen immer an besonders bedürftige Familien weitergegeben werden.

Auf der Heimfahrt nahmen wir bewusst die Straße durch das weitere Flüchtlingslager. Diese zieht sich kilometerlang durch die Landschaft. Tägliche Neuankünfte von Flüchtlingen machen eine ständige Erweiterung des Lagers erforderlich. Verschärfend kommt hinzu, dass die Ausgabe von Grundnahrungsmitteln durch die Welthungerhilfe seit Monaten um ein Vielfaches auf 3 kg Maismehl pro Person und Monat reduziert wurde.

Im Kontrast zu der schweren Lage der Flüchtlinge sind wir überwältigt von ihrer Lebensfreude und Dankbarkeit, mit der sie uns für unseren Einsatz und unsere Unterstützung mit Gesang, Tanz und zwei Hühnern im Karton gedankt haben vor unserem Abschied.

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