Samstag, November 23, 2013

Arbeitszeiten, Leidens- & Hoffungszeiten (und alles weitere, was mit der Zeit hier zu tun hat...)


Die Männer sind so beschäftigt, da bleibt keine Zeit zum Blog-Schreiben. Also fange ich mal an:
Kurzer Rückblick noch auf gestern: Zusammen mit Hannah und Marie fuhren wir ins größte staatliche Krankenhaus, wo die Patenkinder fast kostenfrei behandelt werden können (ein Mal monatlich fährt Hannah zum Krankenhaus, um die ausstehenden relativ niedrigen Rechnungen zu begleichen). Das Krankenhaus selbst besteht aus vielen kleinen Häusern, die an einem Hang gebaut sind. Vor jedem Haus warten die Patienten in der Sonne auf ihre Untersuchung/Behandlung und es sah auf den ersten Blick recht ansprechend aus. Aber natürlich sahen wir nicht die Leiden der Patienten, die mit einem viel bescheideneren medizinischen Standart auskommen müssen. So besuchten wir heute ein Patenkind, dessen kleiner vierjähriger Bruder mit einem offenen Rücken zur Welt kam. Er wurde bereits mehrere Male operiert, ist dennoch ab der Hüfte gelähmt und sitzt auf mehreren alten Kissen und Tüchern in einem viel zu großen Rollstuhl. Seine wachen Augen funkelten uns an und er scheint sehr aufgeweckt zu sein. Da er keine Blasenkontrolle hat, nimmt ihn kein ordentlicher Kindergarten oder Schule in Bishoftu an. Wenn ich über seine Zukunftschancen nachdenke, blutet mir das Herz. Was wird nur aus ihm, wenn er größer wird und nicht mehr von Mutter und Großmutter getragen und versorgt werden kann?
Aber wir erlebten auch wahre Patenerfolgsgeschichten: Zum Beispiel ein junger Mann, Vollwaise, der inzwischen im vorletzten Jahr an der Uni Politik und wirtschaftliche Zusammenarbeit studiert. Er hofft nach seinem Examen im nächsten Jahr in Bischoftu Arbeit zu finden.
Äthiopien hat eine sehr alte und besondere Kultur. So ist „Amharisch“  bei insgesamt ca.60 Sprachen die offizielle Nationalsprache und wird nicht mit lateinischen sondern ganz anderen Zeichen geschrieben. Die Zeitrechnung ist für uns auch ungewohnt, so beginnt der Tag morgens um 7 Uhr (Weltzeit) hier mit 1Uhr und wird dann bis 12 Uhr (18 Uhr Weltzeit) weitergezählt, bis es dann wieder mit 1 Uhr beginnt. Auch hat das äthiopische Jahr kalendertechnisch 12 gleich lange und 1 kurzen Monat. So befinden wir uns hier offiziell im Jahr 2006 - das alles kann schon zu Missverständnissen führen!
So das wäre es für heute – Denahunu (Auf Wiedersehen in Amharisch)
Euer Workcampteam

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