Am Sonntag sollen wir ruhen – nach einem ausgiebigen
Frühstück fiel uns fleißigen Bienchen das allerdings ziemlich schwer, zumal wir
keinen Gottesdienst besuchten, da die nächste englischsprachige Kirche in Addis
Abeba, und somit eine anstrengend lange Autofahrt weit entfernt liegt.
Stattdessen konnte der am Samstag entdeckte Fehler im Generator-Netzumschalter
mit Draht und geschickten Fingern erfolgreich und schnell behoben werden, was
Gerd und Klaus ein breites Grinsen ins Gesicht zauberte. Jeff reparierte einige
Wasserhähne und -leitungen in den Badezimmern der Schule und schließlich, in
der Mittagszeit und aller Zufriedenheit, ließen wir Arbeit Arbeit sein und
entschlossen uns zu einem gemütlichen Sonntagsspaziergang durch Bishoftu.
Klaus blieb zuhause und überließ uns anderen die Erkundung
der Um- gebung. Bei schönstem Sonnen- schein setzten wir uns in ein Cafe in der
obersten Etage eines Hotels, welches uns Aida zuvor gezeigt hatte und genossen
leckeren Kaffee und die herrliche Aussicht.
Abends holte Aida uns ab und wir
fuhren zu einer Hotelanlage, die an einem wunderschönen See gelegen ist und
aßen dort zu Abend, umgeben von idyllischen Naturgeräuschen. Eine erfreuliche
Ausnahme, da sonst von jeder Ecke laute Musik aus Lautsprechern dröhnt.
Heute (Montag) heißt es für Jeff,
Klaus und Gerd zum zweiten mal Männershoppen. Einiges an Material muss für die
geplanten Arbeiten in dieser Woche noch besorgt werden. Bevor es losgehen konnte,
mussten sie dann noch schnell das Auto reparieren, aber das sind ja
afrikanische Kleinigkeiten. :)
Viele neue Berufsschüler sind
eingetroffen, da zwei neue Kurse im Bereich Kochen und Hotel Service heute
beginnen. Es ist ein buntes und spaßiges Kennenlernen.
Am Morgen haben Claudia und ich bereits
einige Berufsschüler interviewed, die ihre Ausbildung schon abgeschlossen haben
und nun auf die staatliche Prüfung warten. Es bewegt, zu sehen wie viel
Verantwortung sie auf ihren Schultern tragen müssen. Auf die Frage nach
Zukunftsplänen antworten sie: „Ich hoffe meine Familie durchbringen zu können“.
Von einer besonderen Begegnung
möchte ich noch berichten. Samstagabend waren wir mal wieder Patenkinder in
ihren Familien besuchen. Eines davon war Sirawedinke Derese. Meine Eltern sind
ihre Paten und es war für mich eine große Freude sie persönlich kennen zu
lernen. Sirawedinke ist 7 Jahre alt und lebt bei ihrem Vater Derese Tikuyu, ein
ehemaliger Soldat. Ihre Mutter ist kurz nach der Geburt gestorben, und
tagsüber, wenn der Vater auf der Suche nach Arbeit ist, bliebt sie meist bei
den Nachbarn. Wir wurden warmherzig begrüßt und es war gut zu sehen, dass
Serawedinke zwar mir gegenüber noch schüchtern, aber gesund und aufgeweckt ist.
Sie geht jetzt in die erste Klasse und hat sich sehr über das Geschenk und die
Bilder gefreut, die ich ihr mitgebracht habe. Mit dem Vater und den Nachbarn
konnte ich mich dank guter Übersetzerin (Hanna) unterhalten, habe viel über sie
und ihre Lebensumstände erfahren. Diese persönliche Beziehung, wie sie bei
dieser Begegnung entstanden ist, ist für mich sehr wertvoll!