Mittwoch, März 02, 2016

Wasser für Sambias vergessene Dörfer...



Heute war das Thema Brunnen dran, da ein größeres Projekt mit dem BMZ (Bundesministerium für wirtschaftl. Zusammenarbeit) und privaten Spendern gerade abgeschlossen wird.
Auf der Reise nach  Simonga sehen wir schon die Plantagefelder, auf denen die Dorfbewohner arbeiten, die vom Brunnen, den wir besichtigen, leben. Ein krasser Gegensatz für mich: Hier gibt es große Pumpanlagen für die zu bewirtschaftenden Felder, doch die Arbeiter bekommen kein gesundes Trinkwasser.  Der Sambesi, der ganz in der Nähe fließt, befördert verdrecktes Wasser, das leider den Menschen an seinen Ufern viele Krankheiten beschehrt.
Joseph, der Dorfälteste, ist in Simonga seiner Verantwor- tung bewußt und bringt gleich das Buch mit den Namen der Haushalte, die von diesem Brunnen profitieren. Es ist hier möglich, eine geringe regelmäßige Summe an Geld von diesen Familien zu verlangen für das Wasser, das sie hier täglich abpumpen für den eignen Bedarf.  Schließlich gibt es auch Erhaltungskosten, die in Zukunft anfallen werden, obwohl ich mich über die gute robuste Pumpe freue, die ich hier mit abnehmen darf. Sie ist schon hundertfach eingebaut worden und Ersatzteile gibt es auch in lokalen Geschäften. Joseph erzählt schließlich stolz, dass er bereits eine Reparatur durchführen musste, was wir auch erkennen konnten an der Andersartigkeit eines der Hauptbolzen am Pumpwerk. Die alte sei "abhandengekommen".

Beatrice mit ihrem Sohn, Dennis
Jetzt geht’s nach Lyebo.
Ganz nah am Sambesi treffen wir wieder den Verantwortlichen und hören von ihm, dass es leider gerade kaum Menschen hier gibt, weil die Kinder zur Schule und die Erwachsenen bei der Arbeit sind. „Ist doch gut!“ denke ich für mich… Durch rumsitzen wird das Leben sich in Sambia auch nicht ändern lassen… Wir treffen auf Beatrice mit Sohn Dennis auf dem Rücken, als wir durch das Dorf spazieren gehen. Sie zeigt uns ihr Knie und wir sind sprachlos:  Eine Riesenwunde ist hier zu sehen: „Ein Krokodil hat mich am Knie erfasst. Ich war mit Dennis schwanger, als das Tier mich in den Sambesi riß und begann mich mit aller Kraft herum zu schleudern. Es dauerte Minuten, bis ich mich befreien konnte und Bewohner mich vom Fußstrand in Sicherheit trugen. Gott preise ich, dass ich schon nach einem Monat Behandlung im Krankenhaus nach Hause kam und mein Kind gesund zur Welt brachte. Ich bin so dankbar für diesen Brunnen – jetzt muss ich nicht mehr zum Fluss um Wasser zu holen.“
Diese Geschichte geht uns noch länger nach.  Die Menschen hier haben keine Wahl: Sie müssen ja ihre Wäsche am Sambesi waschen in der Trockenzeit. Allein hier gibt es noch Wasser.  Wie wertvoll ist eine Frischwasserpumpe – auch wenn sie nur 500m von diesem dreckigen Strom gebohrt wird!
Die Weiterfahrt gestaltet sich schwierig – es hat zwischendurch geregnet und die sandig schlammigen Straßen lassen uns nur schwer vorankommen.  Schließlich entscheiden wir, zu Fuß die nächste Pumpe abzunehmen.
Die Sonne ist wieder da und schwül ist es auch am Sambesi, den wir jetzt in seiner Wucht immer wieder erkennen können.  Der Dorfälteste – der auch Josef heißt! – begrüßt uns und hat großen Redebedarf.  Josef erzählt wie seine Frau von einem Krokodil vor 2 Jahren beim Wäschewaschen erfasst und getötet wurde. Es war eine schreckliche Geschichte.  Kinder versuchten noch Hilfe zu holen, doch alles nutzte nichts. Ich werde sie hier gar nicht im Detail erzählen, weil unsere Lebensräume und -wirklichkeiten so anders sind als die der Menschen hier. Immer wieder stößt man durch unsere Hilfsmaßnahmen an diese Grenzen der Lebenswirklichkeiten. Seine Dankbarkeit für diesen einen Brunnen, seine Bereitschaft, die Arbeit, die ein Verantwortlicher vor Ort immer managen muss, war – gar nicht überraschend für uns! - einmalig.  Er hatte das erste Geld zur Wartung eingesammelt (noch kein Konto dafür eingerichtet – sicherlich das erste Mal, dass er soetwas machen muss).
Josef an dem Ort wo seine Frau in den Sambesi gerissen wurde
und unten vor dem neuen Wasserbrunen


Die Hygene- und Wassergebrauchskurse, die immer von 2 weiteren Dorfbewohnern besucht werden müssen, waren abgeschlossen und erste Treffen mit allen Bewohnern um dieses Wissen weiterzugeben schon veranstaltet.  Der Begrenzungs- und Schutzzaun für die wertvolle Pumpe wird demnächst geliefert und aufgebaut von den Männern des Dorfes. 
Ein Partner durch Schicksal. Unsere Erfahrung übrigens nicht nur heute, sondern im widerholten Falle in Äthiopien beim Patenkind mit dem blinden Opa (siehe vergangene Posts!) u.v.a.m.

Heute fliege ich, Siegfried, zurück nach Deutschland, weil wir in wenigen Tagen eine Hochzeit in der Familie feiern (!). Georg bleibt noch ein paar Tage um unsere Patenkinder in Sambia zu beschenken, Sonderfälle zu regeln und weitere Brunnen abzunehmen.